Gesunder Arbeitsplatz im Büro

Typische Berufskrankheiten vermeiden und rechtzeitig vorsorgen

Gesunder Arbeitsplatz im Büro
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Wer Tag für Tag auf dem Schreibtischstuhl vor dem Bildschirm sitzt, riskiert gesundheitliche Probleme, die sich oft erst nach mehreren Berufsjahren zeigen. Der Mensch ist nicht für das Sitzen geschaffen und Mediziner warnen schon lange vor den Auswirkungen von zu viel Schreibtischarbeit. In Deutschland gibt es rund 18 Millionen Bildschirm- und Büroarbeitsplätze, rund die Hälfte der Erwerbsbevölkerung ist in einem Büro angestellt. Hier bestehen erhebliche Gesundheitsgefahren, die körperlicher und psychischer Natur sein können. Sehr oft sind es unergonomische Arbeitsplätze, schwierige Arbeitsbedingungen und ungeeignete Arbeitsmittel, die gesundheitliche Risiken mit sich bringen und zu Berufskrankheiten – schlimmstenfalls sogar in einer Berufsunfähigkeit enden können.

Typische Bürokrankheiten: Von Rückenschmerzen bis Diabetes

Wir alle wünschen uns Gesundheit, doch unser Alltag zwingt uns häufig dazu, etwas dafür zu tun. Es gibt viele Möglichkeiten, typischen Büroerkrankungen vorzubeugen. In erster Linie sind es Muskel-Skelett-Erkrankungen, die durch jahrelanges, ungesundes Sitzen und durch zu wenig Bewegung entstehen. Muskel, Knochenstrukturen und Gelenke bauen ab und werden anfällig für Erkrankungen, die sich am häufigsten in Form von Rückenschmerzen zeigen. Und nicht nur das: Wer sich nicht ausreichend bewegt, kann auch seinen Gefäßen schaden, weil das Blut nicht richtig zirkulieren kann. Hinzu kommen Anfälligkeiten für Herzerkrankungen und Diabetes. Die entsprechenden Symptome werden von den Betroffenen häufig nicht rechtzeitig bemerkt, weil die Erkrankungen nicht über Nacht kommen, sondern meist langsam entstehen. Darüber hinaus macht sich Bewegungsmangel auch auf der Waage bemerkbar. Ein Teufelskreis, denn Übergewicht begünstigt wiederum Diabetes, Skelett- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Bedenken Sie auch die psychischen Faktoren

Auch psychische Anspannung und Stress sollten Sie nicht unterschätzen. Im Büro gibt es viele Faktoren, die der Seele zusetzen können. Wenn Sie an Ihrem Arbeitsplatz stets in Eile sind und das Gefühl haben, Ihren Anforderungen nicht gerecht zu werden, laufen Sie Gefahr, eine Depression oder andere psychiatrische Erkrankungen zu entwickeln. Auch wenn Sie in Ihrem Beruf unzufrieden oder unterfordert sind, ist die Gefahr einer psychischen Erkrankung erhöht. Genauso bei Mobbing – hier hilft nur ein gutes Konfliktmanagement. Durch das Zusammenspiel von Körper und Geist erhöht sich bei Stress auch die Gefahr körperlicher Probleme.

Daneben treten auch Kopfschmerzen, insbesondere Spannungskopfschmerzen, häufig bei Büroarbeit auf. Die Gründe sind vielfältig, hängen aber häufig mit dem Raumklima, der Beleuchtung oder mit Verspannungen durch Zwangshaltungen am Schreibtisch zusammen.

Maus-Arm und RSI-Syndrom

Das RSI-Syndrom, auch Maus-Arm genannt sowie das Karpaltunnelsyndrom stehen in engem Zusammenhang mit Computerarbeit und sehr viele Bürokräfte sind davon betroffen. Bei diesen Erkrankungen handelt es sich um Überlastungen von Nerven, Sehen und Gelenken des Arms. Sie zeigen sich zum Beispiel durch Kribbeln und Taubheitsgefühle in Fingern und Händen. Die Beschwerden können sich auch über den ganzen Arm bis in den Schulter- und Nackenbereich erstrecken (RSI-Syndrom). Bei beiden Krankheitsbildern ist die Bedienung einer Tastatur oder einer PC-Maus meist nicht mehr möglich und es drohen lange Krankenstände oder auch Operationen.

Bildschirmarbeit führt zu müden und trockenen Augen

Möglicherweise kennen Sie auch das: Ihre Augen sind trocken und müde, die Arbeit am Bildschirm wird zunehmend anstrengender und Sie können sich schlechter konzentrieren. Auch das sind typische Beschwerden bei Büroangestellten. Meistens hängen diese Symptome mit stundenlangem Arbeiten auf kurzer Entfernung zum Bildschirm zusammen. Resultat ist, dass die Augenmuskeln ermüden. Auch Kopfschmerzen gehören zu diesem Beschwerdebild. Zwar ist nicht erweisen, dass sich Bildschirmarbeit auf die Sehfähigkeit auswirkt, fest steht jedoch, dass sich nicht diagnostizierte oder nicht ausreichend korrigierte Fehlsichtigkeit durch PC-Arbeit verschlimmern können.

Auf Ergonomie achten

  • Wer viele Stunden am Tag vor dem Schreibtisch sitzt, sollte regelmäßig für Bewegung sorgen und regelmäßig vom Stuhl aufstehen und ein paar Schritte gehen. Auch entspanntes und aufrechtes Sitzen gehört zur Prävention dazu. Parallel dazu muss Ihr Chef Ihren Arbeitsplatz im Sinne des Arbeitsschutzgesetzes nach ergonomischen Kriterien ausstatten. Besonders im  Fokus stehen dabei Monitor, Schreibtisch und Bürostuhl. Sie sollten so eingestellt werden, dass ein aufrechter Sitz und ein gerade Blick auf den Bildschirm ermöglicht wird.
  • Der Schreibtisch sollte so hoch sein, dass Sie Ihre Ellbogen auf den Tisch ablegen können, ohne dass die Schultern hochgezogen werden
  • Der Schreibtischstuhl sollte in erster Linie dynamisches Sitzen ermöglichen und so eingestellt sein, dass Ihre Füße flach auf dem Boden stehen. Dynamisches Sitzen bedeutet, dass Sie Ihre Haltung während der Schreibtischarbeit variieren könne. Dabei bilden Ober- und Unterschenkel einen 90-Grad-Winkel. Stellen Sie die Rückenlehne so ein, dass Sie sich ohne große Kraftanstrengung nach hinten lehnen können, aber dennoch so viel Druck aufgebaut wird, dass die Lehne Ihren Rücken stützt. Wenn Ihr Bürostuhl mit einer Lordosenstütze für eine aufrechte Sitzhaltung ausgestattet ist, muss diese direkt auf Höhe des Kreuzes platziert werden.  Der Rücken sollte grundsätzlich leicht gegen die Rückenlehne drücken.
  • Der Bildschirm sollte so aufgestellt werden, dass Sie gerade auf den Monitor blicken können und den Kopf nicht drehen müssen. Achten Sie darauf, dass zwischen Ihren Augen und dem Bildschirm mindestens eine Armlänge beträgt. Ist der Monitor groß, darf es auch ein bisschen mehr sein. Der obere Rand des Bildschirms sollte etwa eine zehn Zentimeter unter der Augenhöhe liegen. Außerdem: Achten Sie darauf, dass keine Reflexionen entstehen (zum Beispiel durch Fenster)
  • Die Tastatur liegt am besten 10 bis 15 Zentimeter von der Tischkante entfernt gerade vor Ihnen. Die Maus sollte nahe an der Tastatur liegen.

Raumklima, Lärm und Beleuchtung

Weil sich ein schlechtes Raumklima negativ auf die Gesundheit auswirken kann, achten Sie auf eine ausreichende Frischluftzufuhr (regelmäßige Stoßlüftung für fünf Minuten). Sollte die Luftfeuchtigkeit in Ihrem Büro zu gering sein (optimal sind Werte zwischen 40 und 60 Prozent), helfen Luftbefeuchter, aber auch große Pflanzen. Darüber hinaus kann auch Lärm schaden und sollte deshalb nicht mehr als 55 Dezibel betragen, die optimale Temperatur beträgt 20 bis 22 Grad Celsius. Wichtig ist auch eine indirekte Beleuchtung Ihres Arbeitsplatzes (keine direkten Strahler), damit die Augen nicht zu schnell ermüden.

Tipps für einen gesunden Büroalltag

Achten Sie außerdem darauf, sich im Arbeitsalltag zu bewegen, indem Sie regelmäßig aufstehen oder in den Arbeitspausen ein Stück spazieren gehen. Pro Arbeitsstunde sollten Sie etwa fünf Minuten Bewegung einkalkulieren. Versuchen Sie außerdem, so gut wie möglich zwischen Stehen und Sitzen zu wechseln. Hilfreich kann auch sein, wenn Sie versuchen, Ihre Muskeln regelmäßig mit kleinen Übungen bewusst zu entspannen.

Gesund essen und viel trinken

Eine wesentliche Rolle, um gesund und fit zu bleiben, spielen auch Essen und Trinken. Der Arbeitsalltag ist häufig von Termindruck und Hektik geprägt, so dass viele Beschäftigte zwischendurch am Schreibtisch etwas essen, oft ein Brötchen oder Fastfood. Für den Körper belastend. Insbesondere dann, wenn es sich um wenig gesunde Lebensmittel handelt, besteht die Gefahr, zu viel Gewicht anzusetzen. Deshalb ist nicht nur die Art und Weise, wie Sie im Büro essen, wichtig für körperliche und geistige Gesundheit, sondern auch, was Sie essen.

Um den Anforderungen des Berufs gerecht zu werden, benötigt der Körper ausreichend Vitamine, Ballaststoffe, Eiweiße und Kohlenhydrate in einem ausgewogenen Verhältnis. Wer nicht die Möglichkeit hat, in der Betriebskantine gesund zu essen, bringt am besten gesunde Kost von Zuhause mit und nimmt sich Zeit, diese zu verzehren. Dazu gehört auch viel Obst und Gemüse, das – auf dem Schreibtisch platziert – als Snack zwischendurch dienen kann. In der Mittagspause unterbrechen Sie Ihre Tätigkeit konsequent während der Einnahme der Mahlzeit. Und: Frühstücken Sie am besten, bevor Sie sich auf den Weg zur Arbeit machen – und zwar ausgewogen, reichhaltig und gesund. Zur gesunden Ernährung gehört auch eine ausreichende Trinkmenge, am besten Wasser oder ungesüßter Tee. Die Trinkmenge sollte pro Tag mindestens 1,5 Liter betragen. Stellen Sie sich die Getränke am besten auf den Schreibtisch. So vergessen Sie das Trinken nicht.

Übungen und Massagen

Nichtsdestotrotz stellen sich trotz ausreichender Präventivmaßnahmen oft Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen ein. Versuchen Sie, aufkommenden Schmerzen mit gezielten Übungen und Massagen entgegenzuwirken. Es gibt viele Dehnübungen, die Verspannungen lösen können, zum Beispiel diese: Bei verspannten Schultern nehmen Sie diese zum Beispiel nach vorne, heben sie an und bewegen sie nach hinten, während Sie tief einatmen. Anschließend lassen Sie die Schultern fallen und atmen tief aus. Wiederholen Sie diese Übungen mehrmals. Bei Rückenschmerzen können Sie auch die Füße schulterbreit hinter Ihrem Bürostuhl auseinanderstellen und sich mit einer Hand an der Lehne festhalten. Der freie Arm wird hinter dem Rücken kräftig hin- und hergeschwungen. Anschließend die Seite wechseln.