
Neulich hatte meine Kollegin einen interessanten und provokanten Artikel zum Thema “Wichtigkeitslüge im Büro“ entdeckt, der doch sehr zum Nachdenken anregt und den ich gerne mit euch teilen möchte.
Dieser Artikel ist ein gekürzter Auszug aus dem Buch von Volker Kitz „Feierabend! Warum man für seinen Job nicht brennen muss“. Seine gewagte These lautet darin: “Es läuft auch prima, wenn Sie weg sind. Und das ist auch gut so!“
Nicht auf dich kommt es an, sondern auf deine Arbeit
Weil die wohlklingenden Parolen der Arbeitswelt wie „Auf dich kommt es an, du machst den Unterschied. Ohne dich liefe nichts!“ uns so schmeicheln, werden sie auch nicht mehr so wirklich hinterfragt. Zudem bedienen sie das tiefe menschliche Bedürfnis, gebraucht zu werden und bedeutend zu sein. So sind laut Kitz viele Menschen davon überzeugt, dass ihre Organisation für das Weltgeschehen eine große Bedeutung hat und sie wiederum innerhalb der Organisation. So schicken Mitarbeiter daher E-Mails aus ihrem wohl verdienten Urlaub, an den Wochenenden und sogar vom Krankenbett aus. Jedoch gibt es nur wenige Probleme, die am Sonntagmorgen auftauchen und sofort gelöst werden müssten.
Kitz Botschaft: „Nicht auf dich kommt es an, sondern auf deine Arbeit. Wer die Arbeit erledigt, ist egal. Jede Tätigkeit ist wichtig, doch jeder ist ersetzbar“.
Aber ist es so schlimm, wenn wir uns für bedeutender halten, als wir sind? Bis zu einem gewissen Grad ist es auch in Ordnung. Schließlich tut es auch unserem Ego und unserem Selbstwertgefühl gut.
Enttäuschungen sind vorprogrammiert
Doch der Glaube an unsere Unersetzbarkeit birgt zwei Gefahren: Den „Schlag ins Gesicht“, wenn die Erwartung der angenommen Wichtigkeit doch nicht der Tatsache entspricht. Oder der Hang zur völligen Selbstaufopferung für seine Arbeit in der Hoffnung, dass der Arbeitgeber den unerbitterlichen Einsatz eines Tages anerkennen wird. Am Ende kommt es oft leider ganz anders. Solche Enttäuschungen sind schmerzlich und machen verbittert und zynisch. Das wirkt sich letztendlich auch auf den Krankenstand der Mitarbeiter aus.
„Es ist nicht unsere Ersetzbarkeit, die uns ins Unglück stürzt, sondern der Glaube an unsere Unersetzbarkeit.“
Kitz‘ Appell: Gelassener damit umgehen, dass wir weniger wichtig sind, als uns die Arbeitswelt einredet. Dann arbeitet es sich auch gesünder, besser und entspannter!
(Quelle: spiegel.de)
Wie ist eure Meinung zur Unersetzbarkeit im Beruf?
Ich freue mich auf eure Kommentare & wünsche euch eine erfolgreiche Arbeitswoche!
Eure Tanja
Hallo, Tanja,
ich habe im Laufe der Jahre gelernt, dass wirklich jeder ersetzbar ist. Der eine besser, der andere schlechter – und da spielt die These um den Glauben der Unersetzbarkeit wirklich eine wichtige Rolle. Ich gehe davon aus, dass eine gute Vorbereitung für mich, meinen Chef und meine Vertretung alle um so besser arbeiten lässt. Da kann es nicht heißen, das weiß ICH, das sage ich dir nicht – da muss es heißen: Ich gebe dir gerne meine Informationen.
Wiedervorlagen werden mit Notizen versehen – Aufgaben bekommen Checklisten – Ablagen werden für jeden verständlich gestaltet. Das ist das A und O – und je besser solch eine Vorbereitung gehandhabt wird, desto besser ist auch meine Vertretung. Nichts ist schlimmer, als nach dem wohlverdienten Urlaub zu hören: Wir haben nichts gefunden.
Ich verlasse abends mein Büro und schalte ab. Da gibt es nach Feierabend keine dienstlichen Kontakte und darum bin ich froh. Der Feierabend und das Wochenende und die Urlaube gehören ganz und gar mir – nur so bin ich auf Arbeit auch wieder 100 % einsatzbereit und kann all meine Aufgaben zur Zufriedenheit aller erledigen.
Beste Grüße
Cornelia Wittig
PS: Es kommt also sehr wohl auf uns UND auf unsere Arbeit an.
Hallo Tanja
meine Vorgängerin war immer eine Geheimniskrämerin, die Ablage ein Irrgarten und der Schreibtisch bog sich unter der Last. Klar bekam sie nach Vertretungen zu hören, dass nichts lief, interpretierte dies aber fälschlicherweise immer als Kompliment. Die Vertretung litt so sehr, dass sie krank wurde.
Als „der Vorzimmerdrache“ oder auch „die graue Eminenz“ wegging hoffte sie insgeheim, das „alles den Bach runtergeht“ und ärgerte sich, dass es ohne sie eben doch weiter ging.
Sie ging weg und nach drei Monaten war sie vergessen.
Es gab einen fliegenden Wechsel an den „Frischling“, Informationen wurden bewusst verschwiegen, Serientermine gelöscht, Fristen gab es keine und plötzlich und unerwartet war Projektende.
Mit meinen Kolleginnen haben wir einen „runden Tisch“ gebildet. Ablage komplett neu. Aktenplan angelegt, Handlungsanweisungen erstellt, Serientermine eingestellt, Leseberechtigungen im Outlook eingerichtet, Verläufe und Fristen transparent gestaltet.
Was ich weiß wissen auch meine Kolleginnen und was meine Kolleginnen wissen weiß auch ich.
Seiher gehen alle entspannter in den Feierabend, Wochenende und Urlaub. Keiner wird mehr krank wenn das Wort „Vertretung“ im Raum steht. Für den Fall der Fälle haben wir eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet und bisher nie gebraucht, außer für entspannte Urlaubsgrüße (wenn man denn will). Wir gehen sogar außerhalb der Firma mal ins Café und sprechen dann NICHT über die Arbeit.
Zum guten Schluss lebe ich in den wohligen Bewusstsein, dass wenn ich mal gehe bestimmt jemand mit frischen Ideen kommt, die das Arbeiten leichter machen und das ist gut so, sehr gut sogar.
Liebe Grüße
Petra
Dieses „Unentbehrlichmachen“ vieler Menschen ist tückisch, auf lange Sicht reibt man sich auf.
… und wenn ich mal gehe kommt auch jemand neues, der auch wieder neue Ideen hat. Und das ist gut so.
Hallo Tanja,
wenn ich diesen Artikel lese, dann habe ich etwas Magenschmerzen. Natürlich ist im Grunde jeder ersetzbar. Und natürlich muss im Urlaub auch mal ohne gehen. Aber man kann das Ganze auch unter einem anderen Blickwinkel betrachten.
Schon heute neigen viele Chefs zu der Überzeugung: “ wer nicht exakt meiner Meinung ist oder wer mir widerspricht, der fliegt. Wenn nicht der/die, dann eben ein/eine andere/r“. Dieser Artikel verstärkt das sicherlich noch. Und auch wenn jede neue Mitarbeiterin frischen Wind bringt, so geht doch vieles verloren. Wir sind nicht unersetzlich. Nein, das nicht. Aber jede bringt ihre eigene Persönlichkeit, ihre eigene Sichtweise auf die zu erledigenden Aufgaben, ihre eigenen Fähigkeiten und Schwerpunkte mit. Und in diesem Sinne sind wir tatsächlich einzigartig. Als Arbeitskraft sind wir austauschbar, als Person nicht. Wer uns nur auf die erledigten Aufgaben reduziert beraubt uns unserer Persönlichkeit.
Guten Tag Tanja,
ich halte mich nicht für unersetzlich.
Allerdings habe ich keine Vertretung und meine Chefs warten mit ihren Angelegenheiten, bis ich wieder da bin.
Über meine Signatur informiere ich alle ein paar Wochen vor meinem Urlaub, über meine Abwesenheitstage, sodass ich noch alles Wichtige für den Zeitraum vorab erledigen kann.
Ich bin seit 2002 im Unternehmen, bisher hat es so funktioniert.
Beste Grüße
Karoline Breuer
Hallo Tanja,
es hängt davon ab, ob man Teamworker oder Einzelkämpfer ist. Als Einzelkämpfer schließe ich mich der Meinung von Karoline Breuer an. Man versucht im Vorfeld alles zu klären und vorzubereiten. Findet dann leider nach Ende des Urlaubs seinen Schreibtisch mit viel Arbeit vor. Besser hat man es als Teamworker, wenn es eine Vertretung gibt, die alle notwendigen Informationen vorfindet und problemlos die begonnenen Dinge fortführen kann. Dass sie dabei manches anders macht und andere Sichtweisen hat, ist ja kein Problem. Das Ergebnis zählt.
Ich hatte auch schon eine unmittelbare Kollegin, die in ihrer Abwesenheit die Aktenschränke verschloss und das Stromkabel der (damals hatten wir das noch) Schreibmaschine verschwinden ließ. Wie unersetzlich man sich damit macht und wie vorgeführt man sich da als Vertretung vorkommt, kann sich jeder denken. Glücklicherweise ist das schon lange her und das Zusammenarbeiten mit meiner jetzigen Kollegin ist wesentlich angenehmer.
Viele Grüße
Ilona Salzmann