Blumensprache gestern und heute

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Blumen eignen sich als klassisches Geschenk oder Geschenkergänzung, als Dankeschön oder Genesungswunsch. Die Tradition, seine Gefühle mit Blumen zum Ausdruck zu bringen, kommt aus der fernen Vergangenheit. Damals konnte die Blumensprache noch viel genauer sagen, was man auf dem Herzen hatte.

Woher kommt die Blumensprache?

Die Ursprünge der Blumensprache sind nicht genau bekannt. Aber ihre Verbreitung in Europa am Anfang des 18. Jahrhunderts verdanken wir einer konkreten Person: Lady Mary Wortley Montague. Im Jahre 1717 begleitete sie ihren Mann, den damaligen englischen Botschafter, in die Türkei, nach Konstantinopel. In Harems, zu denen sie Zutritt bekam, entdeckte sie einen geheimen erotischen Code, die Sprache der Blumen. Diese faszinierende Verständigungsart beschrieb sie in ihren Briefen aus dem Orient. Die Veröffentlichung dieser Briefe führte dazu, dass die Blumensprache große Mode wurde und im Laufe der Zeit durch weitere Publikationen noch mehr Popularität gewann.

Blumen und ihre Bedeutung

Wir haben für Sie eine Auswahl der Blumen und ihrer Bedeutungen zusammengestellt, wie Sie uns aus der früheren Zeit überliefert sind. Manche Blumen haben eine allgemeine Bedeutung, andere tragen konkrete Botschaften.

  • Aster: von deiner Treue bin ich nicht überzeugt
  • Calla: unser Glück ist wie aus einer anderen, schöneren Welt; Unsterblichkeit
  • Chrysantheme: mein Herz ist frei
  • Georgine: ich bin schon vergeben
  • Geranie: ich erwarte dich an der bekannten Stelle
  • Gladiole: ich werde mich gern an diesen Tag erinnern
  • Iris: warum lässt du dich so selten sehen
  • Lilie das Glück ist vergänglich; Glaube, Reinheit, Unschuld
  • Mimose: du bist zu empfindlich
  • Narzisse: du bist eitel
  • Nelke weiß: ich bin noch zu haben
  • Orchidee: du bist mir zu verspielt
  • Rose rot: ich liebe dich über alles
  • Rose gelb: vermutete Untreue
  • Rose weiß: Schweigen, Treue
  • Sonnenblume: du bist mir zu anspruchsvoll
  • Tulpe: du bist zu keiner echten Empfindung fähig
  • Veilchen blau: Geduld
  • Vergissmeinnicht: denk an mich

Heutige Blumenregeln und Etikette

Viele Regeln der Blumensprache sind inzwischen in Vergessenheit geraten. Schauen wir uns an, welche der symbolischen Bedeutungen aus dem Blumenlexikon von der heutigen Blumenkultur übernommen wurden und welche Etikette-Regeln damit verbunden sind:

  • Rote Rosen und rote Blumen allgemein bleiben ein Symbol der Liebe und Leidenschaft und sollten nur der Dame des Herzens geschenkt werden. Das Nicht-Beachten dieser Etikette-Regel kann zu Missverständnissen führen.
  • Gelbe Rosen sind für viele nach wie vor negativ geprägt, damit verbindet man Untreue, Falschheit und Neid.
  • Weiße Lilien verkörpern Reinheit und Unschuld und sind als Hochzeitsblumen beliebt. Auch Callas werden für diese freudige Angelegenheit gerne genommen. Gleichzeitig werden Lilien und Callas, sowie weiße Blumen allgemein, häufig in Verbindung mit dem Tod gebracht. Daher sind sie als Geschenk für ältere Menschen und auch als Genesungswunsch eher unpassend.
  • Chrysanthemen werden traditionell mit dem Thema Tod identifiziert, da man mit diesen Herbstblumen – und auch den letzten Blumen des Jahres – die Gräber schmückte. Auch bei dieser Blumensorte ist also Vorsicht geboten.
Achtung beim Blumenkauf

Einige der alten Bedeutungen sind nach wie vor präsent, auch wenn uns dies manchmal unbewusst ist. Wenn Sie also die Person nicht sehr gut kennen – und dies trifft am häufigsten auf das Geschäftsleben zu – sollten Sie lieber Blumen in unverfänglichen Farben schenken. Für Blumen, die gefährliche Bedeutungen haben, sollten Sie sich nur dann entscheiden, wenn Sie wissen, dass die Person für diese Blumensorten oder Farben eine Vorliebe hat.

Harmonie der Farben und Ästhetik

Noch viel mehr als auf die Symbolik kommt es heute auf das ästhetische Gefühl an, auf die Harmonie der Farben und die Persönlichkeit. Man spricht z. B. von maskulinen und femininen Blumensorten und -farben: So bezeichnet man manchmal Callas als maskulin wegen der Form der Blüte. Pastellfarbene Blumen werden als ausschließlich weiblich empfunden. Ein anderes Beispiel: Orchideen verkörpern Kostbarkeit und exotisches Flair. Wenn Sie Orchideen schenken, deuten Sie damit hohe Wertschätzung an.

Praktische Tipps
  • Die Auswahl an Blumen wird immer größer. Schenken Sie neue Blumen oder Blumen der Saison! Das Überraschende zieht an und bringt eine besondere Freude.
  • In der Floristik finden Natürlichkeit und Unbefangenheit immer mehr Verbreitung. Es muss nicht immer ein akkurater klassischer Blumenstrauß sein! Ein blühender Zweig ist auch eine stilvolle Geschenkergänzung.
  • Zimmerpflanzen sind ein schönes Geschenk zum Bezug einer neuen Wohnung, oder wenn Sie wissen, dass die zu bescherende Person einen grünen Daumen hat.
  • Beim Krankenhausbesuch sollten Sie auf Topfpflanzen (Erde kann Bakterien enthalten) und stark duftende Blumen verzichten.
  • Blumen verschicken ist ein Zeichen der Aufmerksamkeit, das immer zeitgemäß ist. Sie können Blumen einige Stunden vor Ihrem Besuch oder am nächsten Tag versenden. Denken Sie daran, unbedingt ein persönliches Schreiben beizulegen.
  • Das Papier ist vor der Übergabe der Blumen zu entfernen. Die durchsichtige Folie oder eine Papierkrempe müssen nicht entfernt werden, denn sie dienen als Teil der Dekoration und ergänzen Ihren Strauß.
Wann sind Blumen ungeeignet?
  • Es ist nicht üblich, zu einem Cocktail-Abend oder einem Empfang Blumen mitzubringen.
  • Zur Hochzeit schenkt man in der Regel keine Blumen, weil das Ehepaar meistens noch am Hochzeitstag abreist. Schenken Sie doch lieber einen Gutschein für einen Blumenstrauß, damit sich das frischverheiratete Paar nach der Rückkehr an diesem erfreuen kann.
  • Auch zu einem Kondolenzbesuch sollten Sie keine Blumen mitbringen.