Mehr Durchsetzungsstärke? Ja bitte!

So gehen Sie als Assistenz mit Widerständen passend um

Durchsetzungsstärke
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Mal ehrlich: Ist „durchsetzungsstark“ ein Adjektiv, von dem Sie möchten, dass es auf Sie zutrifft? Viele Menschen – insbesondere Frauen – zögern bei der Antwort auf diese Frage. „Durchsetzungsstärke“ ist ein Pluspunkt bei einer Politikerin oder einem Manager, aber es klingt auch ein bisschen nach Ellbogenmentalität und Rücksichtslosigkeit.

Wer durchsetzungsstark ist, gilt nicht unbedingt als nett. Das ist vermutlich einer der Gründe, warum viele Assistenzen im Büroalltag davor zurückscheuen, eigene Ideen und Pläne durchzusetzen.

Das ist sehr schade. Denn eine gute Idee, ein praktikabler Plan, ein gelungenes Konzept verdienen doch, dass Sie sich dafür einsetzen und sie auch gegen Widerstände verwirklichen. Sicher haben Sie sich auch schon geärgert, wenn Sie mit einem Vorschlag gescheitert sind, nur weil ein Kollege für seine eigene, schlechtere Idee lauter getrommelt hat und sich durchsetzen konnte. Bei der Entscheidungsfindung kommt es nämlich keineswegs nur auf die Kraft der Argumente an, sondern auch auf den Einsatz und die Überzeugungskraft, mit der sie vorgetragen werden.

Der Weg zu mehr Durchsetzungsstärke führt also über eine klare Kommunikation, ein selbstsicheres Auftreten sowie eine gewisse Schlagfertigkeit. Alle drei Dinge können Sie trainieren.

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Klare Ansagen machen

Um ein Anliegen durchsetzen zu können, sollten Sie es gut durchdenken und anschließend wissen, was genau Sie erreichen wollen und welche Argumente Sie dafür haben. Mit klaren Vorstellungen und Argumenten können Sie dann auch klare Ansagen machen.

Bei Gegenwind standhaft bleiben

Sie haben Ihren Vorschlag selbstbewusst vorgetragen und mit starken Argumenten unterfüttert. Das ist ein guter Anfang, heißt aber nicht, dass jetzt alle begeistert sind und sofort zustimmen. Oft werden Gegenargumente und -vorschläge kommen; manche Kollegen diskutieren halt gern. Andere wollen sich profilieren oder einfach ihre eigenen Anliegen durchsetzen. Das macht nichts, denn Sie kontern Einwände freundlich mit einem Lächeln:

  • „Ja, da haben Sie völlig recht, das habe ich auch bereits bedacht, nämlich …“ (auf einen berechtigten Einwand)
  • „Das ist ein interessanter Aspekt, den wir hier aber aus folgenden Gründen vernachlässigen können: …“ (auf einen Profilierungseinwand)
  • „Ihr Vorschlag hat den Vorteil, dass … Insgesamt sehe ich aber gewichtige Nachteile, nämlich …“ (auf einen inhaltlich schwächeren Gegenvorschlag)

Versuchen Sie, auch mit Ihrer Körpersprache Souveränität zu vermitteln: Halten Sie sich aufrecht und Blickkontakt mit dem Kommunikationspartner. Und denken Sie daran, dass Menschen, die eigene Ideen auch bei Gegenwind standhaft vertreten können, von anderen respektiert und geschätzt werden.

Aus Niederlagen lernen

Es wird auch bei guter Vorbereitung, selbstsicherem Auftreten und klarer Kommunikation immer wieder einmal vorkommen, dass Sie mit Ihrem Anliegen scheitern. Das ist kein Grund zu resignieren, aber ein Anlass zum Lernen: Analysieren Sie sachlich, was schiefgegangen ist und was Sie beim nächsten Mal noch besser machen können. Bleiben Sie dran – zur Durchsetzungsstärke gehört auch Durchhaltevermögen!

Nicht so:

  • „Also, ich habe mir gedacht, wir könnten doch, nur wenn alle einverstanden sind natürlich, also vielleicht könnten wir das mit der Vertretungsregelung irgendwie anders handhaben.“
  • „Ich finde das schwierig, wenn jeder ganz anders kommuniziert und eigene Schreibweisen hat, mal mit Bindestrich, mal ohne und so. Es gibt ja den Leitfaden, aber der ist halt doch sehr lang und wahrscheinlich haben die meisten das eh vergessen und ein bisschen auffrischen wäre nicht schlecht, oder?“

Sondern so:

  • „Ich bin mit der aktuellen Vertretungsregelung nicht zufrieden und habe überlegt, wie wir das zukünftig besser lösen können. Und zwar …“
  • „Unser Kommunikationsleitfaden wird offensichtlich weitgehend ignoriert. Ich denke, wir sollten ihn aktualisieren, dabei deutlich straffen und seine Umsetzung zukünftig überwachen.“

Die Autorin Barbara Kettl-Römer ist Autorin mehrerer Ratgeber, darunter „Kundenorientierte Korrespondenz. Zeitgemäß, stimmig und rechtlich einwandfrei schreiben“ sowie „Wege zum Kunden. Akquise für Existenzgründer, Freelancer und Kleinunternehmer“, beide Linde International.
www.kettl-roemer.de