Impostor-Syndrom erkennen und verstehen

Impostor Syndrom
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Während manche Menschen jede noch so kleine Leistung ihren überragenden Fähigkeiten zuschreiben, denken andere, jeder ihrer Erfolge sei eigentlich unverdient. Beides sind Fehleinschätzungen. Wir alle kennen Menschen, die zu grandioser Selbstüberschätzung neigen und ihre allenfalls mittelmäßigen Talente und Fähigkeiten selbst für deutlich großartiger halten, als es ihre Leistungen rechtfertigen. Es gibt solche Fehleinschätzungen aber auch in der umgekehrten Variante: Manche Menschen – oft sind es Frauen – leisten Überdurchschnittliches, sehen sich selbst aber sehr kritisch. Hier kommt das Impostor Phänomen ins Spiel.

Hochstapler oder Impostor?

Im Berufsleben triff t man immer wieder einmal auf Kollegen und Kolleginnen, die sich als supertüchtig und enorm kompetent „verkaufen“, es aber in Wirklichkeit nicht sind. Manche sind durchschnittlich kompetent, geben aber überdurchschnittlich stark damit an. Andere sind eigentlich in nichts gut außer in ihrer Selbstdarstellung. Die aber beherrschen sie so perfekt, dass ihr Umfeld ziemlich lange braucht, um zu merken, dass die erfolgreiche Aura nur aus heißer Luft besteht. Erstere sind Angeber, Letztere Hochstapler.

Und dann gibt es noch diejenigen, die sich selbst für Hochstapler halten, obwohl sie gar keine sind und objektiv sehr gute Leistungen bringen. Menschen, die hoch qualifiziert sind, die ihre Aufgaben erfolgreich abschließen, die dafür Lob erhalten und vielleicht sogar befördert werden. Sie selbst aber leben in ständiger Angst davor, als Hochstapler „aufzufliegen“, weil sie denken, sie seien in Wirklichkeit nicht gut genug. Ihre Erfolge führen sie ausschließlich auf äußere Faktoren zurück: etwa auf Zufall, Glück, Beziehungen, Networking.

Kommt Ihnen das vertraut vor? Ist das auch Ihr Blick auf Ihre Leistungen? Dann sind Sie ein Mensch mit einem Impostor Selbstkonzept. Manchmal wird es auch „Hochstapler Syndrom“ genannt, obwohl es keine psychische Störung ist, sondern eher ein Persönlichkeitsmerkmal.

sekretaria Magazin November 2025Dieser Artikel stammt aus dem sekretaria-Magazin. Wollen Sie mehr über die neuesten Trends im Office erfahren? Dann fordern Sie jetzt Ihr kostenloses Probeexemplar an!

Problematisches Selbstkonzept

Betroffene sind meist sehr leistungsorientiert und perfektionistisch veranlagt. Sie arbeiten hart und erfolgreich. Die Freude am Erfolg währt aber nur kurz, denn dann kommt wieder die Angst durch: „Was, wenn diesmal alle merken, dass ich eigentlich nichts kann? Ich muss noch härter arbeiten …“ Zeit für Hobbys oder das Privatleben bleibt da nicht. Kein Wunder, dass dieses Selbstkonzept früher oder später zu Erschöpfung oder gar in den Burnout führt.

Außerdem lähmt es die persönliche Entwicklung, denn wer sich selbst für einen Hochstapler hält, traut sich keine neuen Aufgaben und erst recht keine höheren Positionen zu. Das ist schade, denn damit bleibt viel Potenzial ungenutzt.

Das können Sie tun

Falls Sie den Verdacht haben, vom ImpostorSelbstkonzept betroff en zu sein, ist es hilfreich, den eigenen Berufsweg einmal schriftlich zusammenzufassen: Schreiben Sie auf, wann Sie was gemacht haben – Schulabschluss, Ausbildung, Studium, Weiterbildungen. Welche Noten bzw. Ergebnisse konnten Sie erzielen? Und dann im Job: Welche Positionen haben Sie durchlaufen, an welchen Projekten waren Sie wie beteiligt, was steht in Ihren Zeugnissen?

Sehen Sie sich Ihre Aufzeichnungen so an, wie Sie es bei einem Fremden tun würden: Kann es wirklich sein, dass all diese Stationen und Erfolge nur dem Zufall geschuldet sind? Muss in der Gesamtschau nicht doch einiges an Können dahinterstecken?

Falls Sie das Gefühl haben, weitere Unterstützung zu benötigen: Oft ist ein Coaching hilfreich. In dessen Rahmen kann auch der eigens für die Erfassung des Impostor Selbstkonzepts konzipierte ISF-Fragebogen der Psychologin Sonja Rohrmann zum Einsatz kommen.

Die Autorin Barbara Kettl-Römer ist Autorin mehrerer Ratgeber, darunter „Kundenorientierte Korrespondenz. Zeitgemäß, stimmig und rechtlich einwandfrei schreiben“ sowie „Wege zum Kunden. Akquise für Existenzgründer, Freelancer und Kleinunternehmer“, beide Linde International.
www.kettl-roemer.de

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