
Der Lebenslauf ist das mit Abstand wichtigste Dokument Ihrer Bewerbung. Daraus entnehmen Personalverantwortliche innerhalb von Sekunden alles Wissenswerte über Sie und Ihren bisherigen Lebens- und Karriereweg. Ein kurzer Blick entscheidet oft schon, ob eine Bewerbung überhaupt noch weitere Aufmerksamkeit verdient. Hier gilt wie so oft im Leben: Der erste Eindruck entscheidet. Können kleine psychologische Kniffe aber wirklich helfen, die Chancen auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu erhöhen?
Gerade in der geschäftlichen Korrespondenz wird erwartet, dass man nicht nur über einwandfreie Grammatik- und Rechtschreibkenntnisse verfügt, sondern Briefe, Mails und Faxe auch ansprechend aufbereiten kann. Als erster Beleg dafür dient entsprechend die Bewerbungsmappe.
Zu einer vollständigen Bewerbung gehören ein Anschreiben, ein Lebenslauf und verschiedene Anlagen, wie beispielsweise Zeugnisse oder Nachweise über erworbene Qualifikationen. Um ein Gefühl für den korrekten Aufbau der einzelnen Dokumente zu bekommen, ist es durchaus erlaubt und teils sinnvoll, sich an einem Musteranschreiben oder Lebenslauf-Muster zu orientieren beziehungsweise eine Vorlage zu nutzen. Falls Sie Vorlagen aus dem Internet verwenden um gestalterisch auf der sicheren Seite zu sein, sollten Sie diese auf jeden Fall inhaltlich wie auch optisch an die jeweilige Stellenbeschreibung und das Unternehmen anpassen. Je individueller die Inhalte und das Design auf den Job zugeschnitten sind, desto positiver und nachhaltiger bleibt der Lebenslauf im Gedächtnis. Wenn Sie sich also auf fünf verschiedene Stellen bewerben, sollten Sie auch fünf unterschiedliche Lebensläufe versenden.
Da sich Recruiter im Durchschnitt nur wenige Sekunden für die erste Sichtung eines Lebenslaufs nehmen, müssen die Informationen vor allem gut strukturiert, besonders prägnant und leicht zugänglich sein.
Zum Inhalt: das sollte in den Lebenslauf
Das Wichtigste kommt immer zuerst. Daher sollte Ihr Lebenslauf optimalerweise wie folgt aufgebaut sein:
- Persönliche Informationen und Kontaktdaten
- Ihr bisheriger beruflicher Werdegang
- Informationen zu Ihrer schulischen und beruflichen Ausbildung
- Besondere Qualifikationen, (Sprach-)Kenntnisse und andere Soft Skills
Auch Hobbies können das Bild abrunden, sollten aber nur eingebracht werden, wenn sie tatsächlich relevant sind und Sie sich dadurch positiv abgrenzen, aber dazu später mehr.
Ob man nun nach den persönlichen Daten erst mit dem Bildungsweg oder den beruflichen Stationen fortfährt, hängt vor allem davon ab, wie viel Berufserfahrung Sie haben. Berufsanfänger können ruhig mit dem höchsten erreichten Schulabschluss und der Ausbildung beziehungsweise dem Studium anfangen. Wenn die Ausbildung bereits einige Zeit zurückliegt, darf diese ruhig nach den beruflichen Stationen folgen. Beides wird jedoch am besten antichronologisch aufgeführt. Kein Personaler und keine Personalerin will erst eine Reihe alter Jobs durchgehen, die im schlimmsten Fall noch mit einem irrelevanten Schülerjob anfängt.
Hobbies im Lebenslauf
Gehören sie nun in die Bewerbung oder nicht? Hier kommt es darauf an, ob und wie leicht sich eine plausible Brücke zur Wunschstelle bauen lässt. Für Personalverantwortliche ist Lesen nur interessant, wenn Sie sich beispielsweise im Verlag oder im Buchhandel bewerben. Für eine Stelle im Bereich Assistenz können Hobbies oder Ehrenämter Eindruck machen, bei denen man viel planen und organisieren muss. Wenn Sie also abseits Ihrer Arbeit die Annahme und Verteilung von Sachspenden in einem wohltätigen Verein organisieren oder die Jugendfreizeit Ihrer Gemeinde betreuen, können Sie damit deutlich mehr punkten, als mit Ihrem Interesse für Romane, dem regelmäßigen Karate-Training oder auch Reitsport. Kampf- und Extremsportarten sind eh mit Vorsicht zu genießen, da sie ein erhöhtes Verletzungs- und somit Ausfallrisiko suggerieren.
Mehr Dynamik dank Aktionsverben
Wie so oft im Berufsleben empfiehlt sich auch bei der Bewerbung eine aktive, selbstbewusste und direkte Wortwahl. Auf Modalverben („könnte“, „müsste“, „sollte“, „dürfte“) sollten Sie verzichten. Besser sind starke Aktionsverben, die einen tatkräftigen und engagierten Eindruck hinterlassen, beispielsweise:
- steuern
- koordinieren
- kontrollieren
- (erfolgreich) umsetzen und motivieren
- entwickeln, aufbauen
- entwerfen, gestalten
- erzielen, erreichen
- weiterentwickeln, stärken
- sichern, gewährleisten
Aber Achtung: Sie sollten es mit den tatkräftigen Ausdrücken weder übertreiben, noch sollten sich die Schlagwörter häufig wiederholen. Achten Sie primär auf eine gute Lesbarkeit, damit die Beschreibungen nicht gekünstelt wirken.
Zum Layout und Design
Die Vita sollte bestenfalls eine, höchstens zwei DIN A4-Seiten umfassen. Für eine angenehme Lesbarkeit sollten Farben und Schrift möglichst dezent gehalten sein. Eine schlichte Standardschriftart reicht vollkommen aus. Die Einheitlichkeit kann durch eine sinnvolle Variation der Formatierung aufgebrochen werden (beispielsweise größere Überschriften, kursiv oder fett hervorgehobene Informationen etc.).
Es lohnt sich auch, die Prinzipien der Gestaltpsychologie in die Ausarbeitung Ihrer Unterlagen einzubeziehen. Das mag etwas kompliziert klingen, aber die Gestaltgesetze lassen sich leicht für einen stimmigen Aufbau nutzen. So werden beispielsweise laut dem Gesetz der Nähe bei einander liegende Elemente als zusammengehörig empfunden. Achten Sie also darauf, dass die Abstände zwischen den Abschnitten des Lebenslaufs größer sind, als die Zeilenabstände innerhalb dieser Abschnitte.
Aufmerksamkeit generieren für Fortgeschrittene
Durch grafische Elemente kann sich Ihre Bewerbung zusätzlich optisch abheben, zum Beispiel können Sie Ihre Hard- und Softskills anhand von Diagrammen verdeutlichen, Ihre Fähigkeiten mit Fortschrittsbalken oder einem Punktesystem darstellen und Ihre Hobbies mit Symbolen illustrieren.
Achten Sie aber darauf, dass Sie einen gesunden Mittelweg zwischen kreativ, modern und professionell finden. Wenn man eine solche grafische Spielerei einbeziehen möchte, sollte man sich für eine der Optionen entscheiden und diese stimmig als Akzent einbringen. Ob und in welcher Form eine Visualisierung angebracht ist hängt dabei von der Branche und Mentalität des jeweiligen Unternehmens ab. Bei einem Medienunternehmen oder einem kreativen Verlag darf man ruhig zeigen, dass man Informationen anschaulich aufarbeiten kann. Auch bei der Bewerbung in einem jungen, hippen Startup darf man kreativ werden. Bei einer Anwaltskanzlei oder einem traditionsreichen Mittelständler sollte man jedoch etwas konservativer und nüchterner auftreten. Eine gute Messlatte dafür ist der Außenauftritt des Unternehmens.
Die Wahrnehmung des Personalers beeinflussen
Bei einer erfolgreichen Bewerbung geht es nicht nur darum, den Recruiter mit einem schicken Design einer langen Liste an Qualifikationen zu beeindrucken, sondern ebenso auch um die bestmögliche Darstellung Ihrer Persönlichkeit. Daher sollten Ihr Lebenslauf und die anderen Bewerbungsunterlagen möglichst authentisch das widergeben, was Sie ausmacht. Wichtig ist, dass Sie dabei immer ehrlich bleiben und auf Unwahrheiten oder haltlose Übertreibungen verzichten.
Trotzdem müssen Ihre positiven Eigenschaften direkt, aber unaufdringlich vermittelt werden. Zeigen Sie den Personalverantwortlichen wer Sie sind, was Sie können und was Sie erreichen wollen, ohne auf allgemein gehaltene Floskeln auszuweichen – das hinterlässt einen positiven ersten Eindruck und macht auch neugierig auf mehr.