Unsere Briefträgerin balanciert das blau-weiß gemusterte Paket auf einem Unterarm, während ich den Empfang quittiere. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben eine Stylistin für mich shoppen lassen. Jetzt ist sie da – meine Box.
Zalon heißt der Service des e-Shopping-Giganten Zalando. Er verspricht „erfahrene Stilexperten“, die einem „kreative“ und „individuell perfekt abgestimmte Looks“ aus „Deutschlands größtem Kleiderschrank“ zusammenstellen.
Mehr dazu in der Mai-Ausgabe
Lesen Sie mehr über “Curated Shopping” und Business-Dresscode in der Mai-Sonderausgabe des sekretaria-Magazins.
Curated Shopping heißt das Prinzip – also betreutes Einkaufen. Ein relativ junges Konzept, das nach einer kurzen Befragung zu Kleidergrößen und Vorlieben individuelle, durch einen Personal Shopper zusammengestellte Outfits per Postversand verspricht. Ich bin skeptisch. Nicht von Natur aus, aber für mich ist Einkaufen erlebnisorientiert und nicht ergebnisorientiert. Außerdem habe ich meiner Stylistin eine schwierige Aufgabe gestellt. Ich will von ihr die „eierlegende Wollmilchsau“ der Mode – einen Look, der allen Rollen gerecht wird, die ich so im Laufe eines normalen Tages ausfülle: Schreibtischtäterin, Kundenmanagerin, Kinderchauffeuse, Küchenchefin, Gassigeherin und natürlich Ehefrau, die auch am Ende des Tages noch akkurat aufs Sofa fällt. Vor allem aber wünsche ich mir Inspiration, denn ich habe zwei Kleiderschränke voll „nichts anzuziehen“.
Bevor die Zalon-Stylisten eine Auswahl trifft, stellt sie viele Fragen. Von Tragegewohnheiten, Körperformen und Modewünschen wollen sie alles wissen. Aber nun ist sie da: meine Neukleidersammlung in der Box. Ich verliere kurz die Selbstbeherrschung, reiße quasi noch im Gehen die Paketlasche auf und entfalte andächtig meinen hübschen Geschenkkoffer. Darin ist alles liebevoll verpackt, die einzelnen Teile sind in Seidenpapier eingeschlagen und mit blauen Schleifen zu zwei Outfit-Variationen zusammengebunden.
Zur abendlichen Modenschau haben sich Mann und Söhne eingefunden. Der langweilige graubeige Rock ist als erstes raus. Auch über das Schicksal der flachen, blauen Schuhe mit weißer Sohle ist entschieden, bevor ich sie anziehe. Die olivefarbene Kreppbluse sieht zwar in Kombination mit der roséfarbenen Chino gut aus, aber mein Mann findet das „Nicht wirklich neu“. Außerdem habe ich eine Chino in Rosé und auch ein olivfarbenes Top im Schrank. Bisher habe ich die beiden Stücke nur nicht miteinander in Verbindung gebracht. Kleid, blaue Jacke und petrolfarbene Bluse kommen auf den „Must-have Stapel“.
Zum Schluss probiere ich dann doch noch die blauen Schuhe. Und was soll ich sagen: Ich habe jetzt ein paar flache blaue Schnürschuhe mit weißer Sohle.
Zalon hat meine Modewelt nicht neu erfunden, aber durchaus den Horizont erweitert und für Inspirationen gesorgt. Ich würde es wieder tun.