Respekt für die gute Seele des Teams

OZK Teamwork 4.0Teamassistentinnen werden nicht umsonst als „gute Seele des Teams“ beschrieben. Leider erfahren sie oft zu wenig Respekt für ihre Arbeit. Warum der für eine erfolgreiche Zusammenarbeit so wichtig ist und wie Sie ihn bekommen, erklärt Kommunikationstrainer René Borbonus.

Respekt für die “rechte Hand des Chefs”

Teamassistentinnen haben es nicht leicht. Oft auf die Rolle als „rechte Hand des Chefs“ reduziert, leisten die meisten Sekretärinnen in Wahrheit viel mehr: Sie sind der Anlaufpunkt für schwierige Anliegen und Organisationsprobleme, für Sorgen und Nöte im Team. Leider sind sie genau deshalb oft auch der Sündenbock, wenn tatsächlich mal etwas nicht klappt. Sie müssen den Stress der anderen abfangen und aushalten – und der schlägt sich zuerst auf die Kommunikation nieder.

Stress ist ein schlechter Gesprächspartner

Respektlosigkeiten sind im geschäftlichen Miteinander an der Tagesordnung. Wenn der Vorgesetzte seiner Assistentin vorwirft, sie würde zu oft über die vielen Überstunden jammern, dann ist die Formulierung „jammern“ eine respektlose Zuschreibung für einen berechtigten Protest. Faucht ein Teammitglied: „Da haben Sie mich falsch verstanden!“, ist das eine Unterstellung von jemandem, dem augenscheinlich die Zeit oder die Andacht fehlt, sich verständlich zu machen.

Wenn solche Pauschalisierungen und Abwertungen die Kommunikation dominieren, fühlt sich eine notorisch überlastete Assistentin verständlicherweise missachtet. Mit jeder Respektlosigkeit sinkt die Motivation, sich fürs Team ins Zeug zu legen und immer wieder das Unmögliche möglich zu machen.

Respekt ist keine Einbahnstraße

Wichtig ist für Sie, zu erkennen: Die vergiftete Kommunikationskultur beruht oft gar nicht auf böser Absicht oder Machtgehabe, sondern einfach auf fehlender Achtsamkeit. Das lateinische Wort respicere, von dem „Respekt“ abgeleitet ist, bedeutet „zurücksehen“. Respekt ist etymologisch also verwandt mit Begriffen wie „Rücksicht“ und „Berücksichtigung“. Genau das aber vergessen wir schnell, wenn uns das Quartalsende oder die Zielvorgaben im Nacken sitzen.

Das Gefährliche an unbedachten Äußerungen: Respekt ist keine Einbahnstraße. Respektlosigkeit erzeugt vor allem mehr Respektlosigkeit. In diesem Teufelskreis sind Beziehungen schnell nachhaltig zerrüttet. Wird der Austausch von Tiefschlägen dagegen von einer Seite zurück auf die Sachebene geholt, lassen sich Kommunikationsprobleme meist dauerhaft lösen.

Wie Sie Respekt ins Gespräch bringen

Was können Sie konkret tun, wenn Sie sich von Teammitgliedern respektlos behandelt fühlen, aber auch nicht als „Zicke“ dastehen wollen, weil Sie nicht bereit sind, das hinzunehmen? Ein wichtiger Grundsatz, wenn es in einem Gespräch an Respekt mangelt: Bemühen Sie sich darum, Bewertungen und Beobachtungen zu trennen. Mit Bewertungen kommen Menschen in Dialogen oft schwer zurecht – mit der Beobachtung hinter der Bewertung dagegen immer. Gehen Sie deshalb folgendermaßen vor:

  1. Kommunizieren Sie zuerst die Beobachtung, auf die sich Ihr Gefühl der Verletztheit bezieht – und zwar sachlich und vorwurfsfrei, ohne zu werten: „Sie haben die Präsentation, die ich gestern vorbereitet habe, kommentarlos verworfen.“ Das kann der Gesprächspartner nicht leugnen – die Beobachtung ist eine Tatsache.
  2. Erst dann benennen Sie Ihr Gefühl, etwa: „Deshalb bin ich enttäuscht, denn Ihr Feedback ist mir wichtig.“
  3. Richten Sie nun eine Bitte bzw. einen Handlungsimpuls an den Kollegen oder Chef: „Bitte erklären Sie mir, was mit der Präsentation nicht stimmt, damit ich sie anpassen kann.“ So können Sie den Respektmangel sachlich thematisieren und das Problem klären, ohne dass ein emotionaler Schlagabtausch entsteht.

Respekt – ein Geben und Nehmen

Respektvolle Kommunikation ist eine Frage der Haltung. Der Schlüssel zu einer besseren Kommunikation im Team liegt darin, auch unter Stress und Leistungsdruck auf einen bewussten, respektvollen Umgang miteinander zu achten. Leben Sie Ihren Kollegen und Vorgesetzten diese Haltung vor – und Sie werden mit Respekt belohnt.

Autor René Borbonus gehörte zu den Topreferenten auf dem Deutschen Assistentinnen-Tag