Interview: Die 10 größten Fehler in der Stellenanzeige

Die 10 größten Fehler in der Stellenanzeige
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Job-Kandidaten sind hart umkämpft. Das bringt so manches Unternehmen dazu, ihre Stellenanzeigen ein bisschen aufzupolieren. Doch Schönfärbereien sind kein Kavaliersdelikt. Sie gehören zu den zehn größten Fehlern in Stelleninseraten, sagt Stellenanzeigen-Expertin Lena Falkenmeyer.

Vermeiden Sie diese zehn Fehler bei Stellenanzeigen

Lena Falkenmeyer ist Mediaberaterin bei der Fachagentur für Personalwerbung stellenpakete.de. Sie kennt sich bestens damit aus, wie Stellenanzeigen im mobilen Zeitalter aufgebaut sein sollten. Hier hat sie unsere Fragen beantwortet.

Ist es nicht inzwischen Gang und Gäbe, dass Arbeitgeber ihren Betrieb in Stellenanzeigen sehr positiv beleuchten?

Es wäre in der Tat merkwürdig, wenn ein Arbeitgeber in Stellenanzeigen Negativaspekte beleuchten würde. Aber es ist doch ein Unterschied, ob die positiven Aspekte, die angesprochen werden, der Wahrheit entsprechen, oder ob Dinge schön geredet werden. Das erkennt der Kandidat meist schon im Vorstellungsgespräch und dann ist die Gefahr, dass er abspringt, groß. Der Realitätsschock folgt spätestens in der Einarbeitungsphase. Wird nicht eingehalten, was im Vorstellungsgespräch versprochen wurde,  wird aus dem engagierten Mitarbeiter rasch ein frustrierter. Und das bewirkt vor allem eines: Die Leistungskurve sinkt.

Kann das auch Auswirkungen auf das Employer Branding eines Unternehmens haben?

Allerdings! Denn so etwas spricht sich im Zeitalter von Social Media herum und verschreckt andere Kandidaten. Und so wird aus einer vermeintlichen Kleinigkeit schnell ein Desaster für die Firma. Das wäre Sünde Nummer Zwei.

Was sollten Arbeitgeber außerdem beim Schalten von Stellenanzeigen beachten?

In unserem neuen Webinar erklären wir genau, wie solche Fehler zu umgehen sind. Schlecht ist zum Beispiel auch, wenn Arbeitgeber nicht mit der Zeit gehen und immer wieder dieselbe Vorlage für ihre Stellenanzeigen verwenden, die sie bereits vor zehn Jahren nutzten. Das geht nicht. Früher bestanden Stellenanzeigen aus langweiligen und unstrukturierten Textblöcken. Heute, da viele über Tablets oder Smartphones auf Jobsuche gehen, hat sich das drastisch verändert. Zugunsten der besseren Lesbarkeit auf kleinen Displays werden verstärkt Bulletpoints und Aufzählungen verwendet. Und dazwischen kurze, verständliche Textpassagen.

Nicht die einzigen Faktoren, die vor allem beim Design einer Stellenanzeige schief gehen können,  oder?

Stimmt, das Layout hat sich grundlegend verändert. Heute geht es auch darum, Bilder sprechen zu lassen – möglichst mit Menschen, die auch wirklich im Unternehmen arbeiten. Das macht die Stellenanzeige authentisch. Positiv sind auch Firmenvideos, über die sich ein Kandidat einen Eindruck von der Atmosphäre bei dem jeweiligen Arbeitgeber verschaffen kann. Sehr moderne Online-Stellenanzeigen sind fast schon wie eine Homepage im Miniformat aufgebaut – unter anderem mit Reitern zur besseren Navigation. Das macht sie im Vergleich übersichtlicher und leichter lesbar. Vor allem auf kleinen Displays.

Apropos kleine Displays – wie sieht es mit einem responsivem Design aus?

Das ist heute absolut unverzichtbar. Wird die Anzeige nicht in responsivem Design erstellt, macht das die Sache für die mobile Leserschaft nicht gerade einfacher. Die Rede ist von einem Layout, das sich automatisch in seinem Format auf das jeweilige Endgerät anpasst. Unsere Erfahrungen zeigen, dass Anzeigen im responsiven Design durchschnittlich doppelt so lang angeschaut werden. Offenkundig, weil Talente vermehrt mobil auf Jobsuche gehen.

Wenn wir richtig mitgezählt haben, haben Sie nun fünf Fehler genannt. War’s das?

Leider nicht. Um alle aufzuzählen, reichen die Finger meiner beiden Hände nicht. Bleiben wir aber bei den Top Ten. Dann folgen auf den nächsten Plätzen die Kandidatenansprache, die oftmals nicht AGG-konform ist. Weit verbreitet sind auch  aneinander gereihte hohle Phrasen statt informativer Inhalte, ein wenig aussagekräftiger Jobtitel oder ein HTML-Code, der sich nicht an die Grundsätze der Suchmaschinenoptimierung hält. Wie sollen Kandidaten gefunden werden, wenn die Stellenanzeige nicht über gängige Suchmaschinen wie Google auffindbar ist? Immerhin sucht der größte Teil der Kandidaten inzwischen direkt über Google und Co.

Und dann gibt es noch die Arbeitgeber, die alles besonders gut machen wollen und viele Fachbegriffe einstreuen. Was sagen Sie dazu?

Hier ist die Absprache mit dem Fachbereich in punkto Formulierungen das A und O. Geschieht dies nicht, verstehen Bewerber, die eigentlich geeignet wären, die Stellenanzeige unter Umständen falsch.

Das Schlüsselwort für den Recruiting-Erfolg ist die Reichweite. Gibt es auch hier Tipps, die Sie Recruitern nahe legen möchten?

Viele Recruiter schalten Stellenanzeigen manuell auf mehreren Karriereplattformen gleichzeitig. Vom Prinzip ist das richtig, aber viel zu aufwändig. Multiposting-Anbieter wie wir können das automatisiert für ihre Kunden übernehmen. Das Angebot an Jobbörsen ist in den vergangenen Jahren praktisch explodiert. Insgesamt stehen im deutschsprachigen Raum über 1500 Portale zur Auswahl.

Für einen gut funktionierenden Recruiting-Mix ist es ausreichend, Stellenanzeigen auf drei bis fünf Jobbörsen zu schalten. Damit ist eine ausreichende Streuung der Stellenanzeige gewährleistet. Die Chance, passende Kandidaten zu erreichen, erhöhen sich  angesichts dieser Vielfalt exponentiell.

Aber…?

Die Kunst besteht darin, aus der Vielfalt der Jobbörsen genau die richtigen auszuwählen. Das setzt Erfahrung mit den einzelnen Portalen voraus, weshalb sich Arbeitgeber beim Thema Multiposting auf die Unterstützung externer Anbieter verlassen sollten.

Interview mit Lena Falkenmeyer, Mediaberaterin bei stellenpakete.de